"F5-Kollektiv" - Gruppenausstellung zur Internationalen Photoszene
Das F5 Kollektiv ist eine Gruppe von Fotografinnen, die sich während ihrer Ausbildung zur Fotografin an der Fotoakademie-Koeln kennenlernten. Sie haben sich zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen, zu inspirieren und ihre verschiedenen Skills für gemeinsame Projekte einzusetzen. Ein Ziel des Kollektivs ist, das Bewusstsein für die Belange von Frauen in der Kunst und Fotografie zu schärfen und eine Plattform für Frauen zu schaffen, die in der Kunstbranche noch zu oft unterrepräsentiert sind.
Gemeinschaftsausstellung - Ich bin! Du auch! - Identität in der Gesellschaft
Wie werden wir gesehen? Wie sehen wir uns? Was macht uns aus? Die Fotografinnen Andrea Oster, Michaela Soost, Beate Steil, Hanna Tomin und Laura Westerhoff, allesamt Absolventen der Fotoakademie-Koeln, zeigen im Rahmen der Photoszene Köln in verschiedenen Positionen welchen Einfluss Geschlecht, Alter, Körper, Krankheit oder Herkunft und Hautfarbe auf unsere Identität und Selbstfindung haben.
Die Fotografinnen des F5 fragen in der Ausstellung "Ich bin! Du auch! - Identität in der Gesellschaft": Wie weit ist meine Identität das Ergebnis einer gesellschaftlichen Zuschreibung und bin ich bereit, das zu akzeptieren? Oder ist es auch Teil meiner Identität, mich von diesen Zuschreibungen abzugrenzen?
Die fünf, an der Fotoakademie-Koeln ausgebildeten, Fotografinnen setzen sich mit dem Thema auf unterschiedliche Weise auseinander und nähern sich durch inszenierte Porträts und Selbstporträts, Reportage und dokumentarische Arbeiten. Das Fotoatelier Sued in der Kölner Elsasstraße bietet die passende inspirierende Atmosphäre.
Beate Steil | Mixed: “Und woher kommst Du wirklich”
Die Fotoserie von Beate Steil zeigt die Geschichte ihrer Selbstermächtigung. Ausgelöst durch die Isolation des Lockdowns 2021 konfrontierte sie sich mit alten Wunden und verwandelt sie in einen Akt des Empowerments mit der Chance auf Befreiung. Über diese Art der Selbstermächtigung wird sie zur Erzählerin ihrer eigenen Geschichte und korrigiert innere und äußere Annahmen zu ihrer Person. Mal inszeniert sie symbolische Inszenierungen für die benötigte Distanz, mal gewährt sie uns intime Einblicke in verletzliche Momente. Die Fotografin stellt die Frage: „Wer sagt mir also, wer ich bin und wer ich sein soll?“. Die Antwort darauf gibt sie selbst: „Ich alleine!“. Beate Steil steht mit ihrer fotografischen Arbeit für die persönliche Suche von allen Menschen mit multiethnischer Herkunft, die sich an einem Punkt ihres Lebens dazu entscheiden, mit sich selbst Frieden zu schließen.
Beate Steil ist Fotografin und Kommunikationsdesignerin. Ihre fotografischen Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld erzählerischer, inszenierter und dokumentarischer Fotografie. Neben lebendiger Serienbildung und grafisch orientierten Bildkompositionen, spielt sie gerne mit technischer, visueller, inhaltlicher und haptischer Verfremdung. Ihre Offenheit gegenüber unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Situationen lassen sensible Porträts und eindringliche Darstellungen von Situationen und emotionalen Zuständen entstehen.
Michaela Soost | Lost in Oblivion - Eine Serie über das Vergessen
Die Identität und der Mensch schwinden,
ganz langsam,
aber unaufhaltsam,
bis hin zum Tod,
wenn nichts mehr bleibt!
Was ist eine Zahnbürste und wofür benutzt man sie? Irgendwann verlieren die vielen gehörten Worte ihre Bedeutung und werden nicht mehr verstanden. Es entsteht ein einziges Durcheinander im Kopf. Räume und Gegenstände können nicht mehr ihrer Bestimmung zugeordnet werden. Alles was nicht verstanden wird, macht unsicher, bereitet Angst und stößt auf Ablehnung und Abwehr. Wo ist Halt und Schutz?
In ihrer inszenierten Serie zeigt Michaela Soost persönliche Beobachtungen und Erfahrungen mit einem an Alzheimer erkrankten Menschen. Einfühlsam setzt sie sich mit verschiedenen emotionalen Gemütszuständen und kognitiv veränderten Dispositionen auseinander und stellt diese bildlich dar. Ziel ist es, Menschen mit dieser Erkrankung mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die Symptome und Auswirkungen fühlbar und begreifbar zu machen.
Michaela Soost fotografiert vorzugsweise in schwarz-weiß und sie liebt den Umgang mit Menschen. Als freiberufliche Fotografin liegen ihre Schwerpunkte im Bereich der Reportage, der Porträt- und People- Fotografie sowie dem Illustrativen Bild. Sie fängt Momente und Emotionen ein, transportiert Stimmungen und erzählt Geschichten - am liebsten ohne viel Schnick Schnack.
Andrea Oster | Body and Soul in the fucking Wechseljahre
Das kann doch nicht sein, dass man sich mit über 50 die gleichen quälenden Fragen stellt wie mit 16? Dass der eigene Körper im Umbruch ist, dass man eine Unruhe und Borstigkeit in sich spürt, mit der man wieder umgehen muss.
Ich bin! Du auch! Zwei Frauen balgen sich - die eine ruht in sich, die andere zerrt an Körper und Seele.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Jugend und ein bestimmtes Schönheitsideal einen hohen Stellenwert haben. Die meisten entsprechen diesem Schönheitsideal nicht, trotzdem wird sehr viel Energie darauf verwendet, sich diesem Bild anzunähern. Wer sich verweigert, braucht Kraft. Wer in Ruhe gelassen werden will, auch.
In den Wechseljahren bekommt das alles noch mal eine neue Dimension. Die Haare werden grau, die Einladung zur Mammografie flattert ins Haus und Fruchtbarkeit ist ein Wort, das man eher mit einer Papaya und weniger mit einer Frau über 50 in Verbindung bringt.
„Body and Soul in the fucking Wechseljahre“ – Andrea Oster übersetzt diesen Zustand in farbige, teils skurrile aber auch humorvolle Inszenierungen. Die Betrachter:innen sind eingeladen, irritiert oder amüsiert zu sein – ein Zustand wie in den Wechseljahren!
Andrea Oster, Journalistin und Fotografin, inszeniert und dokumentiert gerne rebellische Teenager, dörfliche Verschrobenheit, politischen Widerstand, körperliche Unruhezustände oder einschüchternde Landschaften. Ihr Schwerpunkt liegt auf künstlerischer Fotografie, Porträt und Reportage. Sie hat ihre Ausbildung an der Fotoakademie Köln absolviert und ist sowohl Teil des F5 Kollektivs als auch des Bild-Text-Projekts „Schilzundoster“ zusammen mit der Autorin Doris Schilz.
Hanna Tomin | Ich denke/Stell dir vor/Kann sein/Illusion/Refugium
In ihrer Serie zeigt Hanna Tomin die Innere Welt als Rückzugsorte, als Schutzräume fern der Realität. Diese Orte sind die Erinnerungen an unbeschwerte Kindheitstage, der Ausbruch aus einer gewohnten und erwarteten Rolle, die Sehnsucht nach dem idealen Partner oder Partnerin, der feste Entschluss Herausforderungen entgegenzutreten. Bilder und Fotos der Realität werden mit Hilfe analoger und digitaler Collagen oder Bild- in-Bild-Technik dekonstruiert, so dass der Innere Rückzugsort und sein Einfluss auf die Identität auf neue surreale Art entsteht.
Für Hanna Tomin stehen in ihren Fotografien immer der Mensch im Mittelpunkt. Der Mensch mit seinen Emotionen, seinem Bestreben, seinen Innenwelten, seinen Beziehungen zu anderen Menschen und zur Natur. Mit einfallsreicher Lichtgestaltung und einfachen Requisiten schafft sie atmosphärische, oft surreale Bildkompositionen, die unsere Wahrnehmung in Frage stellen. Bildelemente verknüpft sie zu metaphorischen Zusammenhängen, die zu Neuinterpretation von Vertrautem anregen.
Laura Westerhoff | MONUMENTUM HEROIS | We Should All Be Feminist
Was ist erinnerungswürdig? Mit welchen Monumenten wollen wir leben? „Es ist Zeit für neue Monumente, neue symbolische Orte und Narrative im öffentlichen Raum: neue Denkmäler, Erinnerungstafeln, Ehrungen, Auszeichnungen aber auch Straßennamen, Banknoten oder Briefmarken“, so Laura Westerhoff. Mit der Serie „MONUMENTUM | HEROIS | We Should All Be Feminist“ bietet die Fotografin diese alternativen Denkmäler: Sie stellt Künstlerinnen vor und feiert ihre Geschichten, Erfolge und Errungenschaften - als Heldinnen. Die Heldinnen stehen ebenso als symbolische Repräsentantinnen, für zu oft vergessenen und nicht ausreichend gewürdigte Frauen.
In einer Mischung aus Skulptur, Installation und Szenografie kreiert Laura Westerhoff farbenfrohe, detailreiche und aufwendige Fotosets. Dabei verwendet sie Pappe, Papier und Farbe, um die Werke verschiedener Malerinnen darzustellen. In diesen Sets porträtiert sie reale und fiktive Frauen der Geschichte und Gegenwart. Interessanterweise sind die ausgewählten Modelle, die die Künstlerinnen porträtieren, ebenfalls Künstlerinnen und Kreative. Dies verleiht der Serie eine zusätzliche, zeitgenössische Ebene der künstlerischen Interpretation und des weiblichen Schaffens.
Die Fotoserie rekonstruiert das Konzept von Monumenten und Denkmälern und erweitert die Definition von Helden um Heldinnen. Sie lädt uns ein, unsere Vorstellungskraft zu erweitern und zu erkennen, dass es viele verschiedene Arten von Heldentum gibt. „Lasst uns feiern und damit Frauen und ihre Erfolge, ihre Innovationskraft und politischen Errungenschaften würdigen, sei es in Politik, Wissenschaft, Kunst, Literatur, Politik oder Gesellschaft“, so Westerhoff über ihre Fotoserie.
Nah am Menschen visualisiert Laura in ihren Fotoserien Themen und Produkte in Geschichten und gibt Menschen und ihren Themen eine Bühne und Aufmerksamkeit. Konzeptionell sehr wandlungsfähig, sucht sie die Geschichte hinter dem Slogan: erzählerische Details statt plakativer Einfachheit. Ihre Bildsprache ist ausdrucksstark und charaktervoll, vielschichtig, mehrdeutig, kraftvoll, glamourös, manchmal subversiv oder mit doppeltem Boden. Immer transportiert sie ein klares Statement und zeigt Haltung. In ihren Porträts, künstlerischen Fotografien, Essays, Reportagen oder in Arbeiten mit vorgefundenem Material zeigt die studierte Volkswirtin vor allem politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen.